Welche Trends werden unser Leben bereits 2025 nachhaltig beeinflussen und wie ist das Fazit der Befragungen in der Schweiz für das Hoffnungsbarometer 2025?

Zwölf Megatrends, die bis 2030 nachhaltig die Welt prägen werden, hat das Zukunftsinstitut definiert. Bei Swissfuture – der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung – sind es gar deren 13. New Work, Digitalisierung, Gesundheit, Mobilität, Wissenskultur, Urbanisierung, Konnektivität, Urbanisierung, Neo-Ökologie (Ressourcenverknappung und Ökologisierung), Globalisierung und Individualisierung, Beschleunigung durch Innovation und Technologie, Sicherheit, die «Silver Society» (auch «Aging Society) und «Gender Shift» (Wandel durch Aufbrechen von Geschlechterstereotypen und Rollenmustern) – das sind alles so genannte Megatrends. Diese Megatrends wirken nicht isoliert, sondern beeinflussen sich gegenseitig und prägen gemeinsam die Zukunft.
Aber was sind eigentlich Megatrends und wie wird ein Trend zu einem «Mega»-Trend? Den Begriff «Megatrend» geprägt hat 1982 der amerikanische Futurologe John Naisbitt. Er beschreibt zehn übergeordnete, langfristig anhaltende und nachhaltige Entwicklungen. Im heutigen Verständnis sind Megatrends übergeordnete «Grosswetterlagen», die sich an zahlreichen Wandlungsmustern hermeneutisch erschliessen lassen. Um als Megatrend zu gelten, muss eine solche strukturelle Veränderung global sowie bereits über längere Zeit beobachtbar sein – und zwar in den unterschiedlichsten Aspekten.
Was diese Trends auszeichnet: Sie verändern nachhaltig ganze Branchen und durchdringen alle Lebensbereiche. Anders als Trends, die nur einige Jahre wirken, haben Megatrends eine Wirkungsdauer von mehreren Jahrzehnten. Besonders die Digitalisierung – sei es in den Arbeitswelten oder in allen anderen Lebensbereichen – ist einer der massivsten Trends. Jeder «Megatrend» ist prägend für Gesellschaft und Wirtschaft, dennoch gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Megatrends, was ihre Bedeutung für einzelne Bereiche angeht. Diese kann sich durchaus wandeln. So kann der eine oder andere Megatrend durch bestimmte Entwicklungen an Einfluss gewinnen oder verlieren beziehungsweise können sich auch neue Megatrends etablieren.
Stehen wir vor einer «Umkodierung der Gesellschaft»?
Einer der interessantesten Megatrends ist die Entwicklung der so genannten «Silver Society» und ist somit auch direkt mit dem demographischen Wandel und der künftigen Gesellschaftsstruktur vernetzt. Der Ansatz: Alles konzentriere sich im Moment auf neue Technologien. Die älter werdende Gesellschaft steht dadurch im Schatten und wird völlig unterschätzt. Dennoch sei man gut beraten, sich dieser Potenziale zu erschliessen, heisst es in der Megatrend-Studie des Zukunftsinstituts. Die Silver Society bedeute eine «Umkodierung», die sich im kommenden Jahrzehnt deutlich zeigen wird. Menschen in der zweiten Lebenshälfte haben eine andere Sicht auf Leistung, Wachstum und Innovation als die Jüngeren. Zudem schätzen sie Vorgänge anders ein. Sie seien ein unglaublicher Erfahrungsschatz und Hort der Gelassenheit. Die Alterung der Gesellschaft wird zwar grösstenteils als Problem betrachtet, sie könne aber auch zu ihrer Vitalisierung beitragen.
Digitalisierung, New Work, Konnektivität…
Ein sehr wichtiger Trend ist jener zur Konnektivität: «Wir leben in einem Netzwerk von Netzwerken. Jeder ist mit jedem und allem verbunden, immer und überall. Dieser Umstand fordert die Menschen technologisch – auch sozial, in unserer Haltung und Denken. Das Zusammenspiel zwischen Menschen und Technologie, der Umgang mit den neuen Möglichkeiten, wird sich in den kommenden Jahren richtungsweisend entwickeln, wenn der gegenwärtige technologische Hype umfassender begriffen wird. Wenn sich herauskristallisiert, wie und wo wir Technologie wirklich effizient einsetzen können und wollen, ergeben sich hier enorme Potenziale.
Auch die «Urbanisierung» wird als Megatrend erachtet. Besonders auch im Zusammenhang mit dem Technologiewandel und der Digitalisierung. Städte werden zu «Smart Cities». Ausserdem: Seit 2008 lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. Der Urbanisierungsgrad der Schweiz beträgt 85 Prozent und wird weiterwachsen. Durch die weltweit zunehmende Bevölkerung der Städte und neue ökonomische Prinzipen für Produktion und Logistik, wird der urbane Raum als Produktionsstätte wieder deutlich interessanter. Heute wird in Städten vor allem Wissen produziert. Aber auch die Produktion von Gütern findet wieder vermehrt ihren Platz in der Stadt.
Worauf hoffen die Schweizerinnen und Schweizer 2025?
Den meisten Menschen in der Schweiz geht es grundsätzlich nach wie vor gut und sie schauen auch mit verhaltener Zuversicht in die Zukunft. Allerdings gebe es auch eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Menschen, die mit ihrem Leben weniger zufrieden sind und nicht pessimistisch in die Zukunft blicken. Dies lässt eine Auswertung des Hoffnungsbarometers 2025 durchblicken.
Das Hoffnungsbarometer wird in der Schweiz seit 2009 jährlich im November für das kommende Jahr in einer breit angelegten Internet-Umfrage zusammen mit dem Medium «20 Minuten» durchgeführt. In Kooperation mit Universitäten in 20 Ländern werden dieses Jahr zudem die Zukunftsperspektiven von rund 10000 Menschen in verschiedenen Weltregionen erhoben. Studienleiter ist der HSG-Forscher und Co-Präsident von swissfuture, Andreas M. Krafft.
Hierbei geben etwas mehr als die Hälfte der Deutschschweizerinnen und -schweizer an, mit ihrem persönlichen Leben eher zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. 28 Prozent hingegen waren eher bis sehr unzufrieden mit ihrem Privatleben – rund 21 Prozent waren es weder noch. In der Romandie sind die Menschen mit 68 Prozent zufriedener mit ihrem Privatleben, in der italienischen Schweiz hingegen weniger (48 Prozent). Die meisten Menschen fühlen sich überdurchschnittlich wohl – und dieser Wert habe gemäss den Auswertungen Ende 2024 im Vergleich zu Ende 2023 in allen Sprachregionen zugenommen. Aber: Allgemeinde gesellschaftliche Entwicklungen trüben die Zukunftsaussichten für das persönliche Leben. Und so schätzen wohl mehr als zwei Drittel der Menschen in der Schweiz, dass die Lebensqualität in 20 Jahren schlechter bis viel schlechter sein werde im Vergleich zu heute.
Einschätzung der Krisenszenarien als «wahrscheinblicher»
Den Befragten wurden zwei Zukunftsbilder vorgelegt: Das «Flourishing Szenario», in welcher die wirtschaftliche und technologische Entwicklung fortgesetzt wird, die aktuellen Probleme überwunden und ein neues Zeitalter der Nachhaltigkeit, des Friedens und des Wohlstands eintreten wird. Das «Krisenszenario» hingegen vermittelt eine Welt mit zunehmender Bevölkerung, Umweltzerstörungen, neuen Krankheiten sowie ethnischen und regionalen Konflikten. 87 Prozent aller Befragten erachten gemäss Auswertung das Krisenszenario dabei als eher bis sehr wahrscheinlich, 60 Prozent gehen sogar ziemlich bis stark davon aus.
Klimawandel und KI – Chancen und/oder Gefahren
Weitere spannende Erkenntnisse: Zwei Drittel der Befragten glauben nicht daran, dass wir in der Lage sein werden, die durch den Klimawandel verursachten Probleme zu lösen. Dabei geben jedoch nur knapp 65 Prozent der Befragten an, dass sie bereit seien, Massnahmen zu ergreifen, um die durch den Klimawandel entstandenen Probleme zu lösen. Ähnlich hoch ist die Skepsis bezüglich der Künstlichen Intelligenz: 68 Prozent halten KI für eher bis ziemlich gefährlich. Über die Hälfte befürchtet dabei eine unethische Verwendung von KI und einen Kontrollverlust. Die negativen Empfindungen bezüglich KI überwiegen in jeder Altersgruppe, 18- bis 29-Jährige sind aber etwas weniger kritisch. Rund ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass sie durch KI ihre täglichen Probleme in der Arbeit besser lösen werden können. Mehr als 42 Prozent sagen aber auch, dass sie durch KI neue und interessante Dinge lernen könnten. Fast ein Drittel erhofft sich durch KI zudem mehr Kreativität und Innovation, die Umsetzung neuer Ideen und die Entfaltung von Fähigkeiten und Potenzialen.
JoW
Quellen:
– Zukunftsinstitut.de, swissfuture (Megatrends 2025)
– HSG-Forscher/innen, swissfuture, Andreas M. Krafft, «20 Minuten» (Hoffnungsbarometer 2025).
Diese Trends im Auge behalten:
- Bevölkerungswachstum: Die Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf über 9 Mrd. an. Europa ist mit einer schrumpfenden Bevölkerung ein Sonderfall unter den Kontinenten. Die Schweiz dürfte um 2040 rund 10 Mio. Einwohner haben. Die Bevölkerung über 60 Jahre ist weltweit die am schnellsten wachsende Altersgruppe. Einzig Afrika ist davon ausgenommen. Die Lebenserwartung wird weltweit bis 2050 auf 76 Jahre ansteigen (heute 71). In der Schweiz wird bis 2050 die Bevölkerung über 65 um mehr als 50% zunehmen.
- Der Gesundheitszustand der Weltbevölkerung nimmt in unterschiedlichem Tempo auf der ganzen Welt zu. Die Gesundheitsmärkte wachsen in den meisten Ländern schneller als das BIP und könnten sich bis 2030 auf insgesamt 20 Bio. Dollar vervierfachen (im Vergleich zu 2010). Die Alterung der Schweizer Bevölkerung, die Zunahme der chronischen Krankheiten und der medizinische Fortschritt werden die Gesundheitskosten in der Schweiz bis 2030 um 60% ansteigen lassen.
- Nomadisierung und Mobilität: Immer mehr Menschen sind unterwegs, um grundlegende Bedürfnisse zu decken. Einerseits leben mehr Menschen denn je ausserhalb ihres Geburtslandes (plus 41% gegenüber 2000). Andererseits legen immer mehr Menschen auch lange Wegstrecken für Arbeit, Einkauf und Freizeit zurück. 2025 dürften weltweit 2 Mrd. Autos in Betrieb sein (2015: 1.3 Mrd.). In der Schweiz werden die jährlichen Personenkilometer bis 2030 um 16% (MIV) bzw. 18% (öV) zunehmen (gegenüber 2010).
- Neo-Ökologie: Nachhaltiges Wirtschaften und ein nachhaltiger Lebensstil bestimmen zunehmend die Agenda. Bis 2040 werden weltweit zwei Drittel aller Kraftwerkinvestitionen in erneuerbare Energien fliessen. Ihr Anteil an der weltweiten Energieproduktion wird dann 40% betragen. Die Schweiz ist vom Klimawandel überdurchschnittlich betroffen: Der Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit ist hier doppelt so gross wie im weltweiten Durchschnitt.
- Globalisierung: Der weltweit statistisch erfasste Warenexport stieg seit 1960 um das 18-fache an, Auslanddirektinvestitionen haben sich seit 1970 verhundertfacht. Der Trend zu technologieorientierten und wissensintensiven Bereichen setzt sich fort.
- Das Prinzip der Transparenz: Die Weltgemeinschaft pocht auf Offenlegung von Informationen zu Daten, Strukturen und Interessen von öffentlichen und privaten Institutionen. In der Schweiz gilt seit einigen Jahren das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung. In der Wissenschaft gelten vermehrt die Prinzipien Open Data, Open Access und Open Source.
Quelle: Swissfuture