Geschichte eines zeitlosen Accessoires

    «Taschen – Ikonen & Wertanlagen»

    Der Liebling der Frauen kann klein oder gross sein, weich oder hart, am Henkel getragen werden oder am Riemen über der Schulter. Mit glänzenden Goldkettchen verziert oder schlicht und elegant – die Handtasche.

    (Bilder: zVg) Die Ausstellung ermöglicht einen Einblick in die Geschichte der Taschen und zeigt exklusive und ausgefallene Laufsteghandtaschen sowie Taschen-Kunstobjekte.

    Dass Taschen Kultobjekte für Frauen sind, ist nicht immer so gewesen. In früheren Zeiten konnten Beutel und Säckchen von Männern wie Frauen getragen werden. Damals trug man Taschen recht praktisch am Gürtel oder auch als Umbindetaschen unter der ausladenden Kleidung. Langsam entwickelte sich in der Modegeschichte die Tasche für beide Geschlechter zur reinen Damenhandtasche. Als enge Chemisenkleider aus hauchdünnem Musselin aufkamen, blieb gar keine andere Wahl, als die Beutel in die Hand zu nehmen oder am Arm zu tragen. Es dauerte noch einige Zeit, bis 1875 die Handtasche mit Henkel eingeführt war. Die Damen gewöhnten sich nun schnell daran, immer eine Tasche am Henkel mitzutragen.

    Im 20. Jahrhundert erlebten die Handtaschen dann ihren grossen Boom. Sie wurden zu absoluten Kultobjekten und Ikonen, wie die sogenannte Kelly Bag. Einige der grossen, stilbildenden Taschendesigner wie Louis Vuitton, Hermès, Gucci oder Prada waren aus dem Sattlergewerbe hervorgegangen und hatten ursprünglich luxuriöses Reisegepäck hergestellt. Dass die Handtasche als Symbol für Weiblichkeit und als Objekt weiblichen Begehrens gilt, hat viel mit Modeinszenierungen zu tun.

    Die Ausstellung mit rund 400 Exponaten ermöglicht einen Einblick in die frühe Geschichte der Taschen ab 1550 aus Stoff, Gobelin, Perlen und Leder. Die Reise endet mit exklusiven und ausgefallenen Laufstegtaschen von zeitgenössischen Designern und Künstlern, darunter Teile der angesagten Úna Burke, verspielte Objekte von Stasha Chimbur oder die luxuriösen Taschen von Ming Ray aus London. Das Bild wird abgerundet mit Taschen-Kunstobjekten.

    In Kooperation mit Frau Liza Snook vom Virtual Shoe Museum in Den Haag sind in Basel Arbeiten von über 40 namhaften Designern und Künstlern aus 14 Ländern zu sehen. Dazu noch Leihgaben von Privatsammlern, Galerien und zwei Museen aus den Niederlanden, darunter einige auserlesene Taschen vom Tassenmuseum Amsterdam.

    Die Handtasche als Kultobjekt
    Im 19. Jahrhundert setzte die Entwicklung der Handtasche zu einem Statussymbol ein und erreichte im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Ab den 1950er Jahren hatte jedes Jahrzehnt eine Kulttasche. Dies fing an mit der Haut à Courroies von Hermès, seit 1956 eher bekannt als Kelly Bag. In den 1960er Jahren erlangten die mit Metallpailletten besetzten Schultertaschen von Paco Rabanne Kultstatus. Diesen Rang erstritten sich in den 1970er Jahren die Taschen von Gucci oder Fendi mit den auffälligen Firmenlogos und Monogrammen. In den 1980er Jahren mussten sich ein funktionaler Prada-Rucksack und mondäne Chanel-Taschen den Kultstatus teilen. Im Unterschied zu den vergangenen Jahrhunderten, in denen sich die Taschenmode viel langsamer entwickelt hat und man jahrelang das gleiche Exemplar tragen konnte, ist die Tasche heute zu einem modischen Accessoire geworden, das sich von Saison zu Saison verändert und bei dem die Modemarken nach wie vor den Ton angeben. Seit den 1990er Jahren sind Taschen, Schuhe, Parfüms und Sonnenbrillen die entscheidende Einnahmequelle für die Modehäuser und ein wichtiges Instrument zur Stärkung ihrer Marke. Diese Accessoires waren auch für ein breiteres Publikum erschwinglich. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre bekam sogar jedes Jahr seine Kulttasche. 1996 waren es Kate Spades Mehrzwecktaschen, 1998 kam man nicht an der Baguette von Fendi vorbei und 1999 war die Prada Bowling Bag das Must-have. Die Etui Graffiti von Louis Vuitton war die Kulttasche des Jahres 2000. Und 2001 kämpften die Birkin Bag von Hermès sowie das Modell Trailer von John Galliano für Dior um diesen Titel.

    Der Liebling von Frauen, nun von Designern kreiert
    Seit dem 21. Jahrhundert scheinen der Kreativität kaum mehr Grenzen gesetzt zu sein. Immer ausgefallenere Designs und extravagantere Materialien werden für neue Handtaschenkreationen verwendet. Mehrere dieser angesagten Designertaschen von über 60 Künstlern aus 19 Ländern sind in der Ausstellung zu sehen.

    Die Sonderausstellung «Taschen – Ikonen & Wertanlagen» ist noch bis am 5. April 2020 im Spielzeug Welten Museum in Basel zu sehen

    Heute ist eine breit gefächerte Auswahl an Handtaschen ganz selbstverständlich. Farben, Formen und Materialien ermöglichen es, durch das Tragen einer Handtasche nicht nur den eigenen Stil zu finden, sondern auch die Persönlichkeit zu unterstreichen. Für jede Stimmung und jeden Anlass steht die richtige Handtasche bereit.

    Bei allem historischen Wandel blieb etwas gleich: Die Tasche ist für beide Geschlechter ein höchst persönlicher Gegenstand. Sie ist das Behältnis, in dem wir aufbewahren und mit uns nehmen können, was zu uns gehören soll. Was die Zukunft bringt, ist nicht absehbar. Die Mode ist in einem steten Wandel und nichts ist unmöglich. Vielleicht entdecken sogar die Herren die bestickte Handtasche wieder.

    Die Tasche als Kunstobjekt
    Längst ist die Tasche auch in der Kunst angekommen. Es gibt immer wieder Kooperationen von grossen Modehäusern mit namhaften Künstlern, wie zum Beispiel zwischen dem US-Künstler Jeff Koons und Louis Vuitton oder zwischen dem Haus Longchamp und der britischen Künstlerin Sarah Morris. In der Ausstellung sind auch Taschen ausgestellt, die als reine Kunstwerke zu sehen sind. Dazu gehören sicher die weisse Chanel-Tasche aus Alabaster von Barbara Ségal oder auch das Werk des niederländischen Konzeptkünstlers Ted Noten Grandma’s Bag Revisited von 2009. Beide Arbeiten sind Einzelstücke. Die Werke der Künstler findet man in Museen und namhaften Galerien auf der ganzen Welt.

    Formen, Materialien oder Einsatzzweck als Namensgeber
    Es gibt Taschen aus Leder, Metall, Leinen, Samt und Seide, teilweise aufwändig mit Gold- und Silberfäden, Perlen, Applikationen und Bändern verziert. Manchmal ist das Material auch der Namensgeber für eine Tasche wie bei der Acetat-, der Leder-, der Filz- oder der Strohtasche. Aber auch die Form bzw. das Aussehen kann zum Namen der Tasche werden wie im Fall der Trapeztasche, der Retro-Bag, der Henkeltasche oder der Beuteltasche. Taschen können aber auch nach ihrem Einsatzzweck benannt werden wie der Shopper, der Rucksack, die Abend-, die Umhänge- oder die trendige Bauchtasche. Auch die Luxuslabels haben mittlerweile den Rucksack für sich entdeckt. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die unglaubliche Vielfalt der Taschenwelt.

    Kinderbooklet, Workshop und Wettbewerb
    Die jungen Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, mit der kleinen, süssen Tascha und einem Booklet die Ausstellung zu erkunden. Die rosa Taschenfreundin stellt Fragen zum Thema Taschen, ihren Künstlern und zur Geschichte. Keine Angst, die Lösungen sind keine Hexerei – es braucht nur offene Augen, etwas Geduld und vielleicht einmal die Mithilfe eines Erwachsenen.

    In den Workshops im Rahmen der Sonderausstellung können Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren ihre eigene Tasche gestalten. Wer besitzt schon eine Tasche, die sonst niemand hat? Wohl nur die allerwenigsten. Das kann sich aber ganz schnell ändern. Einfach vorbeikommen und mitmachen. Unterschiedliche Materialien wie Knöpfe, Schmetterlinge, Blumen oder Pompons und eine kleine, naturfarbene, trendige Strohtasche werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

    Beim Wettbewerb werden gemäss dem Motto der Sonderausstellung Taschen – Ikonen & Wertanlagen die ungewöhnlichsten, abenteuerlichsten oder extravagantesten Taschenkreationen gesucht. Die zur Teilnahme am Wettbewerb benötigte Tasche wird seit dem 19. Oktober 2019 im Spielzeug Welten Museum Basel kostenlos ausgegeben. Alle Taschen werden im Januar 2020 im Schaufenster vom Museum zur Jurierung ausgestellt.

    pd / swmb


    Facts & Figures

    Spielzeug Welten Museum Basel
    Steinenvorstadt 1, 4051 Basel

    Öffnungszeiten Museum
    Dienstag bis Sonntag; 10 bis 18 Uhr
    im Dezember täglich von; 10 bis 18 Uhr

    Ristorante La Sosta und Boutique
    täglich von 9.30 bis 18 Uhr

    Für das Spielzeug Welten Museum Basel sind
    der Schweizer Museumspass und der Museums-PASS gültig.

    Eintritt
    7.– Franken / 5.– Franken
    Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt und nur in Begleitung Erwachsener.
    Kein Zuschlag für die Sonderausstellung. Das Gebäude ist rollstuhlgängig.

    www.swmb.museum


     

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