Seniorinnen/Senioren: Sind auch sie «Gewinner» der Pandemie?

    Disruptive Situationen haben auch etwas «Gutes» –
    sogar bei Risikogruppen

    Es ist paradox, aber wahr: Seniorinnen und Senioren gehören in gewissem Sinne zu den Profiteurinnen beziehungsweise Profiteuren der Pandemie. Warum? Weil disruptive Zeiten nach innovativen und der neuen Situation angepassten Verhaltensmustern verlangen. Bei den älteren Generationen ist dies beispielsweise eine starke Zunahme in der digitalen Anwenderkompetenz.

    (Bild: PEXELS) Für alle Seniorinnen und Senioren, welche die «Digitale Herausforderung» annehmen und bewältigen, hat die Pandemie trotz allen schlimmen Begleiterscheinungen immerhin auch einen guten Nebeneffekt.

    Die Covid-Pandemie forciert neue Trends im Bereich Digitalisierung der Gesellschaft – unter anderem auch speziell bei den Seniorinnen und Senioren, die sich im beruflichen Umfeld oder auch in anderen Lebensbereichen nicht abhängen lassen wollen. Wer also die disruptiven Tendenzen annimmt und versucht, «das Beste daraus zu machen», wird aus der schwierigen Situation gestärkt heraus gehen. So jedenfalls ist die Idealvorstellung. Tatsache ist aber auch, dass diese Einstellung funktioniert, wie eine Mustersituation zeigt, die man seit Monaten sehr oft antrifft:

    Die «Silver Society» ist im Aufwind. Das ist auch die Bestandesaufnahme der meisten Zukunftsinstitute, welche «Silver Society» sogar als Megatrend einstufen. Die Berufsleute über 50 und Seniorinnen und Senioren haben nämlich ein sehr umfassendes Wissen und sehen globale strategische Zusammenhänge, die sie auch in einem Kontext erfassen und damit richtige Rückschlüsse sowie Strategien ziehen können. Das wird in der Arbeitswelt der Zukunft immer wichtiger – je digitalisierter sie wird, desto mehr. Viele von ihnen sind zudem auch prädestiniert für eine Rolle als Betriebliche Mentorinnen/Mentore (Tipp: www.lernwerkstatt.ch/betrieblicher-mentor).

    Aber: Viele ältere, noch immer berufstätige Menschen, stemmen sich gegen das aktuell aufgrund der Vorsichtsmassnahmen verhaltene Interesse der Arbeitswelt an ihren Fähigkeiten. Auch wenn die Lockerungen der Coronavirus-Massnahmen mittlerweile die Situation entschärft hat, so wurden die Alarmglocken bei vielen hörbar: Denn jetzt geben sie Gegensteuer und viele lassen sich nun weiterbilden im Umgang mit digitalen Tools. Vielleicht sind die «Digitalen Dinos» von einst bald sogar die «Digi-Nerds» der Zukunft?

    «Lernmotivation für den Umgang mit modernen Arbeitstools ist gross»
    Der Hunger nach digitaler Weiterbildung, nach einem professionellen Umgang mit virtuellen Wissenstransfermethoden und nach praxisorientiertem Support für Webinare ist derzeit riesig bei dieser Zielgruppe und vielen Schweizer Seniorinnen und Senioren. Das bestätigt auch der Unternehmer Alexis Weil, CEO und Mitbegründer von seniors@work (www.seniorsatwork.ch). Das Unternehmen, welches auch schon beim TV-Format «Die Höhle der Löwen» begeistern konnte, vermittelt tausendfach das Fachwissen von Seniorinnen und Senioren an KMU und StartUps, zuweilen auch an grössere Firmen. «Speziell in dieser Coronavirus-Krisenzeit wollen unsere Mitglieder nicht als das schwache Glied der Gesellschaft gelten, welches es nun vornehmlich zu beschützen ist. Sie wollen nach dem Motto ‹Jetzt erst recht› zukunftsgerichtet gegensteuern und ihre Dienste im Social Distancing Zeitalter auch digital mittels virtuellen Mitteln und modernen Tools machen.»

    (Bild: Pexels) Sie wollen keine Digitalen Dinosaurer mehr sein – Berufstätige und noch immer in der Gesellschaft aktive Seniorinnen und Senioren.

    Fast 70 Prozent wollen digital fit werden – und zwar rasch
    Wo in der Vergangenheit der Ruhestand das Ende der Arbeit bedeutete, zeigen Studien nämlich heute, dass die Mehrheit der Menschen nach ihrer Pensionierung weiterarbeiten möchte – oft auf eine völlig neue und andere Weise. Für viele Arbeitgeber ist dies eine wunderbare Gelegenheit, bisher ungenutzte Ressourcen bei Seniorinnen und Senioren zu nutzen. So bietet seniors@work die Möglichkeit, das Wissen und die Erfahrung der SeniorInnen in unserer Gesellschaft zu erhalten. Damit soll auch der generationsübergreifenden Austausch gefördert werden und man kann so auch einen gesellschaftlichen Auftrag verfolgen. Zunächst aber, muss sicher gestellt werden, dass man mit den modernen Tools der Arbeitswelt gut umgehen kann. Der Basler Alexis Weil und sein Team haben in den letzten Wochen eine beteiligungsstarke Umfrage in Auftrag gegeben und die Resultate sind eindeutig:

    Bei der Frage, ob die «Seniors» neben der Jobvermittlung auch neue Angebote bei seniors@work nutzen wollen wie beispielsweise sozialer Austausch, digitale Weiterbildung, Bewegung und Sport, haben über 40 Prozent mit einem klaren Ja geantwortet. Fast 30 Prozent antworteten «Ja, aber mein Fokus bleibt auf der Jobvermittlung.» Noch deutlicher ist der Hunger nach digitaler Weiterbildung: 65 Prozent sind sehr interessiert. Bei der Frage: «Welche Themen im Bereich ‹Weiterbildung› würden Sie interessieren?» waren die häufigsten Antworten «Online Schulung zum Umgang mit digitalen Tools» (68.5%), «Online Schulung zu fachlichen Fähigkeiten» (52%) und generell «Online Schulung zu persönlichen Fähigkeiten» (26%). Es fiel auch deutlich auf, dass die Zielgruppe keinerlei Berührungsängste mit Webinaren hat und sich darin professionalisieren möchte.

    «Senioren ab 60 Jahren wollen ihr neu erworbenes Wissen sofrt nutzen»
    «Diesen Trend stellen auch wir fest», sagt Daniel Herzog, CEO der Lernwerksatt Olten. Diese hat sich in den letzten Jahren und besonders in den letzten Monaten als eine derjenigen Weiterbildungsinstitute herausgestellt, die in der Schweiz am effizientesten und am konsequentesten ihren Unterricht virtuell lückenlos weiterführen und zudem noch neue Weiterbildungsangebote in diese Richtung konzipieren konnte. Herzog: «Mit dem SVEB-Weiterbildungszertifikat ‹Lernprozesse digital unterstützen› und den Angeboten im Bereich ‹Digital Training› haben wir erfolgreiche Kurse lanciert, welche die Bedürfnisse der Digitalen Weiterbildung voll bedienen. In Zeiten, wo modernes Workplace Learning Hochkonjunktur hat und alle versuchen, sich für die neuen Arbeitswelten optimal aufzustellen, ist die Digitale Weiterbildung von enormer Bedeutung. Ebenfalls sehr gefragt ist heuer das Angebot www.live-webinare.ch. Für Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren sind jedoch eher die kürzeren Weiterbildungen interessant, da sie schnell ihr neu erworbenes Wissen nutzen wollen. Daher sind sie besonders an Ausbilder- und Coach-Seminaren und Webinar-Seminaren interessiert.» (Tipps: www.ausbilder-seminare.ch und www.live-webinare.ch)

    Bei den angelsächsischen Marketingfachleuten und in der Trend- und Marktforschung heisst es «The Trend is Your Friend». Und das haben natürlich auch die Seniorinnen und Senioren erkannt, die sich nicht an den Rand der arbeitenden und aktiven Gesellschaft drängen lassen wollen. Und erst recht nicht von einem unerwünschten Virusausbruch. «Wir sind keine Digitalen Dinosauarier mehr – das sollen alle wissen», sagen viele und agieren nach dem einst so grandiosen Werbeslogan aus den 70er und 80er Jahren eines grossen Mineralölkonzerns: «Es gibt viel zu tun – packen wir es an!»

    JoW


    GUT ANTIZIPIERT

    Schnelligkeit und Effizienz waren zu beginn der Corona-Pandemie gefragt und dies haben unter anderem viele Anbieter/innen im Weiterbildungssektor umgesetzt.

    Ein Beispiel: Die Weiterbildungsbranche (speziell die Fachhochschulen, Höheren Fachschulen, Bildungsberufsschulen und andere), hat auch hervorragend antizipiert und reagiert. Da hat beispielsweise die Lernwerkstadt Olten, die schweizweit führende Anbieterin im Bereich Ausbildung in Bildungsberufen und Betriebliches Mentoring. Innerhalb weniger Tage wurde im März das gesamte Angebot virtualisiert und die Klassen trafen sich nun wie gewohnt und zu den üblichen Kurszeiten. Statt in einem physischen Seminarraum neu jedoch virtuell via Videokonferenzsystem. Eine grosse Herausforderung bestand laut CEO Daniel Herzog darin, die Kursleitenden sofort für das virtuelle Lernsetting fit zu machen. So meint er: «Die Lernwerkstatt Olten ist bekannt für einen aktiven und abwechslungsreichen Unterricht. Unsere Lehrgänge sollen den Teilnehmenden gleich als Beispiel eines guten Unterrichts dienen». Die Unterrichtspläne mussten in Kürze auf das neue virtuelle Unterrichts-Setting angepasst werden. 80 Kursleitende wurden in fünf Webinaren auf die neue Form des Unterrichtens vorbereitet. In etwa gleich schnell, erfolgreich und effizient wurde das Digitale und Blended Learning auch in der TEKO Basel umgesetzt. Zu betonen ist jedoch, dass vor allem die privaten Anbieter von Aus- und Weiterbildung einen Vorsprung im Digital Learning ergattert haben, während das Fazit bei den Volksschulen und generell Öffentlichen Schulen sehr unterschiedlich ausfiel.

    Vorheriger ArtikelIm Namen Gottes?
    Nächster ArtikelGebäudetechniker auf Mission Klimaschutz