«Zut alors» – Die Krux mit dem Franz-Unterricht

    In der Region ebbt die Kritik an der Fremdsprachen-Projektorganisation «Passepartout»  nicht ab

    Das lässt aufhorchen: Einige Deutschschweizer Kantone – allen voran der Thurgau – wollen den Frühfranzösischunterricht in der Primarschule streichen. Doch die Lobby um Bundesrat Alain Berset will die Kantone verpflichten, in der Primarschule eine zweite Landessprache zu unterrichten. Unterstützung erhält er von vielen Kantonen, darunter auch von jenen aus der Nordwestschweiz.

    (Bild: zVg) Um dieses Lehrmittel dreht sich die Kritik vieler Eltern von Primarschulkindern in den Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Solothurn.

    Ob Frühfranzösisch ab Primarschule oder nicht – diese Frage ist in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel Stadt längst zu Gunsten des Zweitsprachenunterrichts geklärt. Was jedoch längst nicht geklärt scheint, ist der Einsatz der neuen Lehrmittel.

    Seit Monaten gibt die interkantonale Fremdsprachen-Projektorganisation «Passepartout» Anlass zu grösseren Diskussionen in weiten Teilen der Elternschaft in der Region (BS, BL und SO gehören zu den sechs Projektkantonen). Das  Lehrmittel «Milles Feuilles» ist nämlich didaktisch-methodisch mehr auf eine mündliche und spielerische Weiterbildung fixiert als auf das Lernen von Wörtern und auf Grammatik-Pauken.

    So soll ein neuer, langfristig schlussendlich nachhaltiger Zugang zur Fremdsprache entstehen (Baselbieter Woche berichtete schon ausführlich darüber). Man spricht hierbei vom so genannten  «Immersionslernen».

    Ungewohnter Approach an die Fremdsprache
    Was jedoch auffällt: In den letzten Monaten gab es eine Anhäufung von Klagen seitens der Eltern, dass auch nach einem Jahr Franz-Unterricht viele Primarschulkinder noch nicht mal zwei aneinander folgende Sätze auf Französisch zustande brächten. Nach diesen vielen Kritiken und eigens von Erziehungsdepartement auch hierzu durchgeführten Infoabende zwecks Aufklärung des Lernzieles hiess es von Erziehungsdepartement, dass die neuen Lehrmittel bewusst «anders seien als die ‹alten› Modelle (Zitat Simon Thiriet, Leiter Kommunikation Erziehungsdepartment des Kantons Basel-Stadt bei einem Infoabend). Mit dieser neuen Art, Franz zu lernen, können viele Eltern nicht umgehen, da man ja selbst noch ganz anders Fremdsprachen gepaukt hätte. Thiriet räumte aber auch in verschiedenen Interviews sein, dass man «zu Beginn der Einführung von Passepartout die Kommunikation mit den Eltern geklappt hätte, doch man in der letzten Zeit vermutlich doch zu wenig informiert hätte.»

    Sprachenstrategie bleibt unverändert
    Im Schatten dieses Themenfeldes wird immer wieder aus einigen Kantonen verkündet, man wolle die Beschlüsse der  Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) bezüglich der  Sprachenstrategie von 2004 anfechten. EDK-Präsident Christoph Eymann (BS) sagte aber mehrfach zu diesem Thema, «dass die Bildungsdirektoren keinen Anlass sehen würden, Änderungen hierzu vorzunehmen.» Alternative Modelle seien eh nicht bereit zum Einsatz.  Sollte allerdings ein Kanton definitiv beschliessen, eine Landessprache nicht in der Primarschule zu unterrichten, werde der Bund einschreiten. Denn Bundesrat Berset hatte bereits früher angekündigt, nicht tolerieren zu wollen, dass einzelne Kantone Frühfranzösisch- oder italienisch aus den Stundenplänen streichen. Eingreifen und eine Regelung durchsetzen könnte der Bundesrat auf Grund der Bundesverfassung.

    «MINT» gegen humanistische Fächer – Bald Veränderungen in den Gymnasien?
    Was jedoch auf höherer Stufe blühen kann, ist eine Verrückung der Prioritäten der Fächer an Gymnasien: Man erachte die so genannten «MINT»-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) als klar untervertreten. Dem Schöngeistigen – also der im humanistischen «état d’ésprit» geprägten Ausbildung (Philosophie, Geschichte und so weiter) – würde auf dieser Stufe zu viel Priorität eingeräumt.

    Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) soll prüfen, ob Informatik als neues Grundlagenfach fürs Gymnasium eingeführt werden könne. Die Schweiz brauche Naturwissenschaftlerinnen und Informatiker, heisst es. Aber, so bestätigen Bildungspolitiker und -analytiker, dass schliesslich mehr als ein Drittel aller ausgebildeten MINT-Fachkräfte die Branche wechsle.

    JoW

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